Die Evangelien auf historischem Prüfstand

■ (2.Teil) Urteile der nicht-christlichen Zeitgenossen
Fragen, die nun an dezidiert nicht-christliche Schriftstücke zu richten sind, komplettieren sowohl in positiver, als auch negativer Weise das hier zu entwerfende Gesamtbild historischer Glaubwürdigkeit. Interessanterweise finden sich in den überlieferten Quellen der Gegner des noch jungen Christentums – hier vor allem die jüdische Aristokratie – keinerlei Widersprüche und Entgegnungen. So kann man doch davon ausgehen, die Juden hätten, wenn sie die Gelegenheit gehabt hätten, die neue Lehre aus ihrer Mitte angegriffen und der Lüge bezichtigt. Jedoch findet sich nichts dergleichen in den zeitgenössischen Quellen. Hätten also die Evangelisten Lügen oder eine verzerrte Sicht der Wirklichkeit niedergeschrieben, so wäre mit Sicherheit aus dem jüdischen Lager Widerspruch laut geworden. Alles, was man jedoch findet, ist die Bezeichnung Jesu als „Hexenmeister“, der das Volk Israel in die Irre zu führen gesucht hätte. Dadurch wird anerkannt, dass er tatsächlich unglaubliche Wunder vollbrachte. Denn es wird im Wesentlichen der gleiche Vorwurf laut, der schon vor Pontius Pilatus angeführt wurde.
Wie sieht es aber mit einer grundsätzlichen Bestätigung der Evangelien in nicht-christlichen Texten aus? Durchsucht man die zeitgenössische Literatur des ersten und frühen zweiten Jahrhunderts, stößt man unweigerlich auf den jüdischen Historiker Josephus Flavius.
Josephus Flavius ist um das Jahr 37 unserer Zeitrechnung geboren und schrieb den überwiegenden Teil seiner vier Werke gegen Ende des ersten Jahrhunderts. Er war bei den Juden nicht besonders beliebt, da er mit den Römern kollaborierte. Er gilt im Allgemeinen als zuverlässiger Historiker, nicht zuletzt wegen seiner präzisen Schilderung des jüdischen Aufstandes um 70 n. Chr. Sein Werk Testimonium Flavium gilt als wichtige außertestamentarische Quelle für die Frage, ob die Evangelien glaubwürdig sind.
Vor allem ein Abschnitt scheint wichtig zu sein: „Dort lebte etwa zu dieser Zeit Jesus, ein weiser Mensch, wenn man ihn einen Menschen nennen konnte. Denn er vollbrachte überraschende Taten und war ein Lehrer der Menschen, die die Wahrheit voller Freude annahmen. Er gewann viele Juden und viele von den Griechen für sich. Er war der Christus. Als Pilatus ihn zum Tod am Kreuz verurteilte, nachdem er von Männern von höchstem Stand unter uns angeklagt wurde, gaben diejenigen, die ihn liebten, ihre Zuneigung zu ihm nicht auf. Am dritten Tage erschien er ihnen; er war ins Leben zurückgerufen worden. Die Propheten Gottes hatten dies und viele andere erstaunliche Dinge über ihn vorhergesagt. Und bis zum heutigen Tag ist der Stamm der Christen, wie sie sich nach ihm nennen, nicht verschwunden.“ (abgedruckt in Stobel, Lee: Der Fall Jesu, Ulm 1999, S. 90)
Nur ist dieser Abschnitt auch einer der am meisten umstrittenen Teile des Testimonium Flavium. Immerhin liest er sich stellenweise wie ein Glaubensbekenntnis, obwohl Josephus nachweislich kein Christ war. Schließlich wurde der Abschnitt seit der Aufklärung im Ganzen in Frage gestellt, teils immer noch. Jedoch sind sich heute christliche, wie jüdische Wissenschaftler weitestgehend einig darüber, welche Passagen wirklich von Josephus stammen und welche im Nachhinein von christlichen Schreibern zugefügt worden seien. Lange Rede, kurzer Sinn: reinigt man das Zitat von allem, was dezidiert auf eine christliche Einstellung hindeutet, ergibt sich folgender Text, welcher heute als authentisch gilt: „Dort lebte etwa zu dieser Zeit Jesus, ein weiser Mensch. Denn er vollbrachte überraschende Taten und war ein Lehrer der Menschen, die die Wahrheit voller Freude annahmen. Er gewann viele Juden und viele von den Griechen für sich. Als Pilatus ihn zum Tod am Kreuz verurteilte, nachdem er von Männern von höchstem Stand unter uns angeklagt wurde, gaben diejenigen, die ihn liebten, ihre Zuneigung zu ihm nicht auf. Und bis zum heutigen Tag ist der Stamm der Christen, wie sie sich nach ihm nennen, nicht verschwunden.“ Tatsächlich zitiert Agapius, Bischof von Hierapolis im 10. Jahrhundert die „Jüdischen Altertümer“ aus einer arabischen Übersetzung wie folgt: „… aber diejenigen, die seine Jünger geworden waren, gaben seine Lehre nicht auf und erzählten, daß er ihnen drei Tage nach der Kreuzigung erschienen sei und lebe und daher vielleicht der Messias sei, in bezug (sic!) auf den die Propheten Wunderbares gesagt haben.“
So finden sich auch noch in diesem „bereinigten“ Text die wesentlichen Eckdaten über Jesus: Er war ein weiser Lehrer, der eine treue Anhängerschaft hatte. Er starb als Gründer des Christentums in Jerusalem den Kreuzestod, nachdem er auf Anzeige der jüdischen Aristokratie von Pilatus verurteilt wurde.
Aber nicht nur Josephus Flavius liefert wertvolle Informationen. Auch andere antike Literaten erwähnen Jesus Christus – meist im Zuge einer Aussage über das noch junge, aber sehr erfolgreiche Christentum. So wird die Existenz Christi ebenfalls von dem wohl bedeutendsten römischen Historiker des ersten Jahrhunderts, Tacitus, bestätigt. Er schreibt im Jahre 115, Kaiser Nero habe die Christen als Sündenböcke für den großen Brand Roms 64 angeklagt und verfolgen lassen. Auch heißt es bei Tacitus: „Christus, von dem sie diesen Namen ableiten, wurde in der Regierungszeit des Tiberius unter dem Stadthalter Pontius Pilatus zum grausamen Tode verurteilt.“ (Annales 15.44). So bestätigt Tacitus nebenbei auch den Umstand, dass sich eine große Bewegung um einen Mann gebildet hatte, der zum schändlichsten Tod verurteilt wurde, was, wie oben erwähnt, eher für die Authentizität der Ereignisse spricht.
Der Ausführlichkeit halber sei noch ein weiterer Römer zitiert, Plinius der Jüngere, welcher in einem Brief um 111 die rapide Ausbreitung des Christentums, dessen Mitglieder diesen Jesus als Gott anbeten, hohe moralische Maßstäbe haben und ihren Überzeugungen nicht zu leicht abschwören, bestätigt (vgl. Plinius der Jüngere: Briefe. 10.96).
Die Überlieferung der Evangelien
Nun aber zu einem weiteren Punkt, der in der Vergangenheit oft als Beleg dafür herhalten musste, dass die Evangelien – auch wenn sie zu Beginn durchaus authentisch gewesen seien – keine historischen Tatsachen berichten. So wären selbige über die Jahrhunderte immer weiter verfälscht worden, bis sie schlussendlich eine gänzlich andere Geschichte erzählten.
Hier treffen Kritiker einen vermeintlich wunden Punkt: die Überlieferung. Denn es gibt keine Originaltexte der Evangelien mehr, mit welchen man die heutigen Texte vergleichen könnte. Schlimmer noch, die Evangelientexte, die man heute noch kennt, sind Kopien von Kopien von Kopien, usw. Selbst die ältesten erhaltenen Texte sind Abschriften, wie wir bereits oben gesehen haben.
Dennoch kennt die Textkritik Methoden, trotz dem Fehlen der Originaltexte, allein aus den Abschriften den Originaltext zusammenzusetzen. Dabei gilt natürlich, je zeitlich näher die Texte am Original, desto besser. Daneben ist die Anzahl der erhaltenen Abschriften von großer Bedeutung und eine möglichst breite geographische Fächerung. Denn dann können einzelne Überlieferungstraditionen miteinander verglichen werden. Wenn weite Teile in Textquellen aus verschiedenen Regionen übereinstimmend sind, so kann davon ausgegangen werden, es wurde nichts hinzugedichtet und dergleichen.
Die ältesten erhaltenen Kopien sind schon einige wenige Jahre bis Jahrzehnte nach den Originalen geschrieben worden, wie der schon erwähnte Jesus-Papyrus oder das Fragment des Markus-Evangeliums aus Qumran. Vergleicht man diese mit anderen antiken Schriftstücken, bestätigt diese Übereinstimmung die Ursprünglichkeit des Textes. So liegen normalerweise mehrere Jahrhunderte zwischen den Originalen antiker Schriften und deren ältesten erhaltenen Kopien.
So zum Beispiel die Annales von Tacitus, um 116 n. Chr. verfasst. Die älteste erhaltene Kopie der ersten sechs Bücher, stammt aus dem Jahr um 850. Die Bücher elf bis 16 stammen aus dem 11. Jahrhundert. Die Bücher sieben bis zehn sind verloren gegangen. Oder das Werk des jüdischen Historikers Josephus Flavius aus dem ersten nachchristlichen Jahrhundert: hiervon sind insgesamt neun griechische Manuskripte erhalten, die aus der Zeit zwischen 900 und 1200 stammen.
Im Falle des Neuen Testaments, vor allem der Evangelien, sind die Voraussetzungen geradezu ausgezeichnet. Bisher sind über 5.000 Manuskripte der Evangelien katalogisiert. Das ist überwältigend für einen Text aus der Antike. Auf Platz zwei kommt die „Ilias“ des Homers mit rund 650 Manuskripten, teils stark fragmentiert. Hinzu kommt, dass einige der erhaltenen Texte sehr alt sind.
Die ältesten Manuskripte sind Papyri, zum Beispiel die „Chester Beatty Biblical Fragments“, welche Teile aller Evangelien enthalten und die Apostelgeschichte. Sie werden auf das dritte Jahrhundert datiert. Eine weitere wichtige Gruppe von Papyri wurde von Martin Bodmer, einem schweizer Bibliophilen erworben. Sie enthalten zwei Drittel des Johannesevangeliums. Datiert wird diese Sammlung auf das Jahr 200. Dabei wurden in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten ernsthafte Bedenken von renommierten Wissenschaftlern geäußert, ob man die Texte nicht zu spät datiert habe. Auch hier ist das letzte Wort noch nicht gesprochen.
Die ältesten Manuskripte auf Pergament sind beispielsweise der „Codex Sinaiticus“, welcher vollständig erhalten ist, sowie der „Codex Vaticanus“, welcher annähernd vollständig erhalten ist. Beide werden auf das Jahr 350 datiert. Insgesamt gibt es allein 306 griechische Manuskripte, die ins dritte Jahrhundert und früher datiert werden.
Neben den griechischen Kopien gibt es aber noch neutestamentliche Abschriften in anderen Sprachen. So sind bisher über 10.000 Manuskripte in lateinischer Sprache, und rund 8.000 in Äthiopisch, Slavisch und Armenisch erhalten. Insgesamt über 24.000 Manuskripte. Neben der schieren Anzahl der Abschriften stammen diese auch noch aus den unterschiedlichsten Orten des ganzen Römischen Reiches.
Forscher schätzen, dass der heutige Text der vier Evangelien zu 99,5 Prozent dem entspricht, der vor nunmehr 2000 Jahren geschrieben wurde. Und der verstorbene Neutestamentler F.F. Bruce schreibt: „Kein anderes Werk der antiken Literatur verfügt über einen vergleichbaren Umfang an Textbelegen wie das Neue Testament.“
Insgesamt lässt sich sagen, das Leben Jesu ist weitaus besser belegt, als das der meisten anderen historischen Persönlichkeiten der Antike – zum Beispiel der klassischen Antike, wie Sokrates, Pythagoras oder Platon. Einzig für Machthaber wie die römischen Kaiser ist das Zeugnis besser, da diese auch Inschriften und Münzen hinterlassen haben.
Jedoch wird der Kirche auch immer wieder vorgeworfen, sie habe in den ersten Jahrhunderten immer wieder bestimmten Texten den Vorzug gegeben, beziehungsweise andere Texte aus dem Allgemeingut verbannt. Als Gründe dafür werden das nicht genehme Jesus-Bild in den verbannten Schriften angegeben oder Informationen über Jesus, die nicht bekannt werden sollten. So halten sich die Gerüchte in der Populär-Literatur über „gemeine Evangelien“, die belegen würden, Jesus sei gar nicht am Kreuz gestorben, sondern habe überlebt. Oder Jesus hätte ein Verhältnis mit Maria-Magdalena gehabt.
Was war aber nun der eigentliche Grund dafür, warum spätestens um das Jahr 400 das Neue Testament seine heute noch übliche Form von 27 Büchen bekam und kanonisiert wurde. Denn es gibt in der Tat Schriften, die in diesen Kanon nicht aufgenommen wurden. Beispielsweise das „Evangelium der Ägypter“, das sogenannte „Petrusevangelium“ oder gar das „Thomasevangelium“.
Die Kirchenführer der Urkirche orientierten sich bei dem Ausschlussverfahren nicht an irgendwelchen obskuren Zielen zur Vertuschung, sondern an durchaus vernünftigen Kriterien. So wurden drei Kriterien an die Texte angelegt. Und nur welcher Text diese Überprüfung bestand, wurde in den Kanon aufgenommen.
Erstens mussten die Bücher apostolische Autorität haben, also entweder von einem Apostel selbst, oder einem Jünger eines Apostels geschrieben worden sein. Im Falle des Markus und Lukas geht die frühe Tradition seit jeher davon aus, dass es sich hierbei um den Dolmetscher des Petrus, beziehungsweise um den Jünger des Paulus handelte. Andere Evangelien, wie das Thomasevangelium, sind erst so spät (frühestens um 140 in Syrien oder Ägypten) entstanden, dass eine Autorenschaft des Apostels Thomas ausgeschlossen wurde.
Zweitens wurde untersucht, ob die Aussagen der Texte mit der Tradition und den Glaubensregeln der Kirche übereinstimmten. Und drittens wurde geschaut, ob das Dokument allgemein in der Kirche anerkannt und verwendet wurde. Zumal es sich keinesfalls so verhält, wie oft dargestellt, die Führer der Kirche hätten sich irgendwann um 400 herum zusammengefunden und dort hinter verschlossenen Türen den Kanon erstellt. So gab es seit frühester Zeit Listen, die den Kanon definierten. Zwar waren die Randbereiche des Kanons in den ersten Jahrhunderten nicht ganz trennscharf. Jedoch herrschte seit den frühsten Zeiten große Einmütigkeit in Bezug auf die Schriften des Neuen Testaments. Und das galt für sehr unterschiedliche Gemeinden, die über ein sehr großes Gebiet verstreut waren.
Die formale Kanonisierung fand dann im 4. Jahrhundert statt. Das mitunter wichtigste Zeugnis stellt dabei der 39. Osterbrief des Bischofs Athanasius von Alexandria aus dem Jahre 367 dar. In diesem werden erstmals alle 27 Schriften des Neuen Testament genannt und als verbindlich für die ganze Christenheit eingestuft. Die dritte Synode von Karthago erkannte 397 als erste lokale Synode diesen noch heute verbindlichen Kanon an und bestätigte ihn. Auch die zögerlichere Aufnahme des Jakobusbriefes, des Hebräerbriefes und der Geheimen Offenbarung in den Kanon macht deutlich, mit welcher Sorgfalt die Texte untersucht wurden. Es wurde nur dasjenige aufgenommen, was unter Garantie als authentisch befunden wurde. So ist dem Neutestamentler am Princeton Theological Seminary, Dr. Dr. Dr. Dr. Benjamin Warfield (gest. 1921) zuzustimmen, wenn er schreibt: „ Wenn wir den derzeitigen Zustand des Textes des Neuen Testaments mit dem jedes anderen antiken Textes vergleichen, müssen wir (…) ihn als fabelhaft korrekt erklären. Das Neue Testament wurde mit großer Sorgfalt kopiert – mit einer Sorgfalt, die ohne Zweifel aus echter Verehrung für seine heiligen Inhalte heraus entstanden ist. (…) Das Neue Testament (ist) von allen antiken Schriften unübertroffen in der Reinheit seiner Texte, wie sie überliefert wurden und in ständigem Gebrauch waren.“ (Warfield, Benjamin: Introduction to Textual Criticism of the New Testament, London 1907, S. 12f.)
Die Glaubensvorstellungen der ersten Christen
Wie gerade erwähnt, war bei der Überprüfung der Evangelien die Übereinstimmung mit den Glaubensvorstellungen und der Tradition der Kirche essentiell. Aber was glaubten eigentlich die ersten Christen? Denn immer wieder hört man, manche zentrale Glaubensaussagen – die Göttlichkeit oder Gottesschaft Jesu, die Jungfrauengeburt, die Auferstehung etc. – seien erst mit den Jahrhunderten entstanden, beeinflusst von antiker Philosophie, Hellenismus und anderen Strömungen.
Hier sei auf die Briefe des Apostels Paulus verwiesen, welche nachweislich um 50 n. Chr. entstanden sind. Beispielsweise im Philipper-Brief, in welchem er Jesuss „Gott gleich“ (vgl. Phil. 2, 6-11) nennt oder als das „Ebenbild des unsichtbaren Gottes (vgl. Kol. 1, 15-20). Das vielleicht wichtigste Zeugnis ist jedoch aus dem ersten Korinther-Brief: „Denn vor allem habe ich euch überliefert, was auch ich empfangen habe: Christus ist für unsere Sünden gestorben, gemäß der Schrift, und ist begraben worden. Er ist am dritten Tage auferweckt worden, gemäß der Schrift, und erschein dem Kephas, dann den Zwölf. Danach erschien er mehr als fünfhundert Brüdern zugleich, die meisten von ihnen sind noch am Leben, einige sind entschlafen. Danach erschien er dem Jakobus, dann allen Aposteln.“ (1 Kor 15, 3-7).
Es werden also nicht nur die wesentlichen Eckdaten aus dem Leben Jesu bestätigt – Er stammt aus dem Geschlechte Davids, war der Messias, wurde auf die Probe gestellt, verraten und für unsere Sünden gekreuzigt. Er wurde begraben und ist am dritten Tage wieder auferstanden von den Toten und wurde von vielen Menschen nach seiner Auferstehung gesehen, darunter auch Jakobus, dem Vetter Jesu. Paulus bestätigt auch die wichtigsten Charakterzüge Jesu: Seine Demut, Sein Gehorsam und Seine Liebe für die Sünder.
Jesus wurde um das Jahr 30 gekreuzigt. Demnach ist Paulus um das Jahr 32 zum Glauben an Christus gekommen. Sein erstes Treffen mit den Aposteln dürfte ungefähr im Jahre 35 stattgefunden haben. Irgendwann in dieser Zeit kam Paulus also zu diesem Glaubensbekenntnis, welches auch in der Urgemeinde aus Jerusalem schon formuliert gewesen sein wird. Das heißt aber auch, damit liegt der früheste indirekte Nachweis für die Glaubensinhalte der ersten Christen bereits zwei bis fünf Jahre nach der Kreuzigung Jesu. Das ist alles andere als spätere Mythologisierung. Eher ist anzunehmen, die Glaubensvorstellungen haben sich unmittelbar nach dem Tod Jesu verbreitet.
Anzufügen sei noch, dass vor allem der Glaube an die Göttlichkeit Jesu auch in den Evangelien Niederschlag gefunden hat. Die eindrücklichste Stelle ist wohl im Johannesevangelium festgehalten. Nach Seiner Auferstehung erschien Jesus seinen Aposteln. Wobei alle anwesend waren, außer Thomas. Dieser wollte dann später den Erzählungen der anderen Apostel keinen Glauben schenken. Stattdessen erklärt er: „Wenn ich nicht in Seinen Händen das Mal der Nägel sehe und meinen Finger in das Mal der Nägel lege und meine Hand in Seine Seite lege, werde ich es nie und nimmer glauben.“ (Joh. 20,25). Daraufhin erscheint Jesus und fordert ihn auf, genau das zu tun. Da antwortet Thomas wohl äußerst ergriffen und sagt jenen vielzitierten und bekannten Satz: „Mein Herr und Mein Gott.“ (Joh. 20,29). Auch der Ausspruch Jesu zu den Juden: „Ehe Abraham ward, bin ich“ (Joh. 8,58) deutet Seine Gottheit sehr deutlich an. Ebenso bezeugt es deutlich der Anfang des Markusevangeliums: „Die frohe Botschaft von Jesus Christus, dem Sohne Gottes…“ (Mk. 1,1).
Vergleicht man schließlich die Historizität des Neuen Testaments mit den Schriften anderer Religionen, so wird deutlich, auf welchem historischen Fundament die Aussagen über Jesus von Nazareth stehen. Der Kult um Zarathustra, welcher 1000 Jahre vor Christus lebte, basiert auf Schriften, die meist nicht vor dem dritten nachchristlichen Jahrhundert geschrieben wurden. Die Schriften Buddhas, welcher 600 Jahre vor Christus lebte, wurden erst verfasst, als das Christentum schon existierte. Aber auch der Koran – und damit die Biographie über Mohammed, den Gründer des Islams – wurde nicht vor 767 geschrieben, also über einhundert Jahre nach dessen Tod.
Beachtet man also die hier angeführten historischen und archäologischen Dokumente, welche die Historizität der vier Evangelien belegen, erscheinen etwaige Vorwürfe seitens einiger Skeptiker doch sehr fadenscheinig. Da fragt man sich doch unwillkürlich, warum diese dennoch zu solch abenteuerlichen und fantastischen Schlüssen kamen. Doch bei näherer Betrachtung disqualifizieren sich diese Skeptiker schon selbst zur Genüge. Beispielsweise das oben erwähnte „Jesus-Seminar“. So war dieses angetreten, um die Menschen von jenem „naiven“ Glauben zu befreien, dass der Jesus aus der Bibel der „wahre“ Jesus sei; gleiches gilt für Frank Fabian. Denn es kann nicht sein, was nicht sein darf. Dazu gehöre auch der Glaube an Wunder als mögliche Erklärungsquelle für einige Ereignisse. Sicher, jeder vernünftig denkende Mensch wird zunächst eine natürliche Erklärung für ein Ereignis suchen.
Jedoch spräche es gerade nicht für eine vernünftige Haltung, wenn man nach eingehender Prüfung der Tatsachen als letzten „Ausweg“ eine übernatürliche Erklärung heranzieht. Schließlich lassen sich mit wissenschaftlichen Mitteln Wunder weder belegen noch wiederlegen. Dennoch wurden kurzerhand alle Aussagen und Taten Jesu, die auf Seine übernatürliche Natur hinweisen, schlicht für nichtig erklärt. Sie seien erst viel später von der Kirche erfunden und dem historischen Jesus nur angedichtet worden. Was, wie oben ausführlich dargelegt wurde, schlicht und ergreifend nicht stimmt.
Es kann also als erwiesen gelten, dass die Evangelien, die Berichte, die über das Leben und Sterben Jesu Christi berichten, sehr authentisch und zuverlässig sind. Dieser Umstand bringt Christen auf der ganze Welt durch die letzten 2000 Jahre hindurch in die vorzügliche Situation, an etwas glauben zu dürfen, was freilich über Raum und Zeit erhaben, aber nicht weniger auch in der Geschichte verankert ist: die unendliche Liebe Gottes zu uns Menschen, die sich im Leben und Sterben jenes Zimmermanns aus Nazareth offenbarte. „Denn Gott hat die Welt sosehr geliebt, dass er Seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an Ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern das ewige Leben hat.“ (Joh 3,16)

Christian Schumacher

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